Das Gespenst, das vor sich selbst Angst hatte

Bild: Pixabay

Benjamin, das kleine Gespenst, langweilte sich fürchterlich und vertrieb sich mit Spuken die Zeit. Dabei wurde es selbst zum Spukopfer und gewinnt doch am Ende einen neuen Freund. […]

In einem großen alten Schloss lebte einmal das kleine Gespenst Benjamin. Benjamin spukte für sein Leben gern durch das alte, zum Teil verlassene Gemäuer. In der anderen Schlosshälfte wohnte nämlich noch der Graf mit seiner Familie.
Eines Tages wurde es Benjamin zu langweilig, einfach nur so herumzuspuken ohne dass sich jemand dabei fürchtete. Also ging er in den bewohnten Teil des Schlosses und stellte dort den größten Unfug an. Er versteckte Schlüssel, verrückte Möbel, ließ Bilder von den Wänden fallen und zerbrach sogar den großen Spiegel im Flur. Zu Spiegeln hatte Benjamin sowieso ein ganz besonderes Verhältnis. Gespenster können sich nämlich nicht in einem Spiegel sehen und auch die Menschen können Gespenster nicht sehen, wenn sie in einen Spiegel schauen.

Eines Nachts aber trieb es Benjamin nun besonders bunt. Er stibizte allen Schlossbewohnern die Bettdecken, so dass sie alle einen fürchterlichen Schnupfen bekamen.
„Jetzt reicht es!“, sagte der Graf, „Wir müssen etwas gegen dieses Gespenst unternehmen!“
So beratschlagte die Grafenfamilie wie sie es dem Gespenst heimzahlen könnte.
„Ich habe eine Idee!“, sagte Frederik, der jüngste Sohn des Grafen. Er flüsterte seinem Vater etwas ins Ohr und beide fingen vor Schadenfreude an zu kichern. Frederik nahm ein altes Betttuch und schnitt zwei Löcher für die Augen aus. Dann stellte er den Rahmen des zerbrochenen Spiegels in den Hausflur, versteckte sich und wartete ab.
Als nun Benjamin kurz nach Mitternacht wieder seine Runde durch das Schloss drehte, kam er auch an dem vermeintlichen Spiegel vorbei. In dem Augenblick, als Benjamin an dem Spiegel vorbei schwebte, stellte sich Frederik mit dem Betttuch über dem Kopf in den Rahmen. Benjamin erschrak ganz fürchterlich und stammelte aufgeregt: “W-w-was ist das denn?“
„Ich bin dein Spiegelbild, du Holzkopf!“, antwortete das vermeintliche Gespenst im Spiegel.
Benjamin fürchtete sich nun noch viel mehr und sagte: “Ich muss ernsthaft krank sein, ich sehe ja schon Gespenster im Spiegel!“
Frederik kicherte, doch als Benjamin große Kullertränen über die Wangen rollten, da hatte der kleine Junge Mitleid mit dem einsamen Gespenst. Er trat aus dem Rahmen, zog das Betttuch vom Kopf und tröstete das kleine Gespenst: „He, das war doch bloß ich, das Gespenst im Spiegel. Du bist nicht krank!“
Da fiel Benjamin ein Stein vom Herzen. Er freundete sich schnell mit Frederik an und von nun an spukten die beiden gemeinsam durch das alte Schloss.


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